Liebe Paulina, das ist ja unglaublich. Drei bestandene Eignungsprüfungen. Drei Super-Ergebnisse. FH-Wuppertal, Uni Folkwang Essen und FH Köln würden sich freuen wenn du dort den Studienplatz annehmen würdest. Sogar die Dekanin hat sich sehr für dich und deine Arbeiten interessiert. Wir gratulieren. Wie fühlt du dich jetzt? Was machst du nun?
Ich kann es immernoch nicht richtig glauben, dass ich die Prüfungen alle bestanden habe. Es ist auf jeden Fall ein sehr schönes Gefühl und ich bin glücklich es geschafft zu haben! Im Moment geniesse ich meine freie Zeit und kann es kaum abwarten bis das Studium anfängt.
Du hast dich bewußt für den Studiengang Industriedesign entschieden. Wieso eigentlich. Was bedeutet es für dich?
Es macht mir unglaublich viel Spass über neue Möglichkeiten und Verbesserungen nachzudenken. Ich interessiere mich für die Funktionen diverser Produkte und möchte so viel wie möglich dazu lernen und mein Denken erweitern.
Vor 2 Jahren wollte ich eigentlich Autos designen, worauf ich auf den Studiengang gekommen bin. Da ich aber die Fristen verpasst habe und keine fertige Mappe hatte, begann ich meinen Bundesfreiwilligendienst und verlor mein vorheriges Ziel aus den Augen. In dem sozialen Dienst betreute ich ein mehrfach schwerbehindertes Mädchen, welches auf dem Rollstuhl sitzt und pflegte sie das Jahr über. In der Zeit sind mir sehr viele Sachen aufgefallen, die mich an dem Rollstuhl und ihrer Gehhilfen störten. Ich hab mir im Kopf schon ausgemalt, wie ich den Rollstuhl verbessern könnte und was es alles für Möglichkeiten geben könnte um die Fahrt zu erleichtern. Somit kam ich wieder auf den Studiengang Industrial Design :)
Deine „Mappe Industriedesign“ steckt voller interessanter Projekte, für welches der Projekte hat sich die Jury besonders interessiert?
Am meisten interessierte sich die Jury in Köln bei meinem „Loop Projekt“ für meinen runden Kleiderschrank, der sich um seine eigene Achse dreht und meinen „Bücherregal Sessel“. Der Sessel sieht aus wie eine Art Kuppel, in der man gemütlich sitzen und entspannen kann, allerdings ist er mit einer Regalleiste drumherum ausgestattet, die man drehen kann um an seine Lieblingsbücher beim Sitzen dranzukommen.
In Essen fand die Jury erstaunlich wie ein Mädchen vom Automobil zum Rollstuhl kommt und in der mündlichen Prüfung haben wir fast ausschliesslich darüber geredet. Ich habe der Jury erzählt welche Autos ich am besten finde und was mich an denen begeistert. Ausserdem sind Rollstühle und Autos garnicht soweit voneinander entfernt, da beides Transportmittel sind :)
In Wuppertal haben sich die Professoren am meisten für meine aus Kömacel angefertigte Bewerbungsmappe interessiert. Sie besteht aus einem auf Gehrung verleimten Rahmen und einem magnetischem Deckel, mit eingelassenen Bodenträgern, damit er nicht verrutscht. Ausserdem ist auf dem Deckel mein Name draufgefräst, was die Jury besonders toll fand.
Wie wichtig ist für dich das technische Verständnis bei der Entwicklung von neuen Produktlösungen?
Das technische Verständnis ist eins der wichtigsten Dinge für mich bei der Entwicklung, das A und O. Man sollte sein Produkt in und auswendig kennen und verstehen wie die Technik dahinter funktioniert. Nur so kann man erfolgreich sein und gute Produktlösungen hervorbringen.
Wo holst du dir tägliche Inspirationen für technische Lösungen und die Machbarkeit einer Idee?
Ich recherschiere sehr viel und informiere mich über vorhandene Produkte. Dabei schaue ich mir alles genau an und überlege wie ich das vorhandene Produkt noch verbessern könnte und was es für unausgeschöpfte Möglichkeiten gibt.
Das technische Verständnis ist eins der wichtigsten Dinge für mich bei der Entwicklung, das A und O.
Unser Mappenkurs Industriedesign, was hat er dir gebracht und was hast du fürs Studium mitnehmen können?
An erster Stelle das freie, schnelle und dynamische Skizzieren. Davor wollte ich die perfekte Zeichnung liefern und hab mich zu sehr an Kleinigkeiten aufgehalten die mich gestört haben. Ich wollte auf dem Zeichenblatt alles sauber und perfekt haben, was aber nicht funktioniert wenn man im Prozess einer Produktentstehung ist. Durch den Mappenkurs konnte ich mich davon lösen und habe angefangen frei und ohne Angst zu zeichnen. Ich denke, dass diese Eigenschaft sehr wichtig ist und dass sie mir im Studium sehr viel helfen wird!
Mit welchen Erwartungen bist du damals zu unserem Mappenvorbereitungskurs Industriedesign gekommen?
Vor dem Kurs hatte ich zwar viele Ideen zu meiner Mappe, wusste aber nicht wie ich richtig anfangen sollte und wie man am besten die Blätter gestalten könnte. Zudem scheute ich mich irgendwie davor mit den Skizzen anzufangen und hoffte das mir der Kurs dabei helfen könnte. Zu meinen Erwartungen gehörte auch, dass ich die Grundlagen nochmal üben und neue Techniken erlernen kann, was auch letzendlich voll zugetroffen hat.
Würdest du sagen, dass Industriedesign studieren schon immer dein Traum gewesen ist?
Nein, das auf jeden Fall nicht. In der fünften Klasse wollte ich Mathematikerin werden, danach KFZ Mechanikerin und gegen Ende der Schulzeit einfach irgendwas mit Kunst. Jedoch wusste ich, dass ich mit einem reinem Kunststudium nicht weit kommen kann und recherschierte was es alles für künstlerische Studiengänge gibt, worauf ich auf den Studiengang Industrial Design gekommen bin :)
Welche Aspekte waren bei der Studien/Berufswahl für dich grundsätzlich entscheidend?
Für mich war es sehr wichtig, dass ich in meinem späteren Beruf viel zeichnen und abwechslungsreich arbeiten kann. Ausserdem möchte ich einen Job mit Zukunft haben, der auch wirklich gebraucht wird.
Wenn Du ein Produkt deiner Wahl neu gestalten dürftest, welches wäre es und warum?
Das habe ich bereits und zwar meinen Rollstuhl. Ich würde mir wünschen wenn ich dieses Projekt in der Zukunft verwirklichen könnte!
Eine Bewerbungsmappe Industriedesign sollte sehr individuell und aussagekräftig sein. Was ist das persönlichste Konzept deiner Mappe?
Ich denke, dass es der Rollstuhl und die Rollstuhl-Rollator Kombination ist. In die beiden Projekte habe ich am meisten Zeit investiert und Kraft reingesteckt. Ich habe ca 3 Monate daran gearbeitet und sehr viel recherschiert und mit vorhandenen Rollstühlen und Rollatoren verglichen, über verschiedene Lösungsansätze nachdacht und deren Verwirklichung.
Gibt es eine Marke / Unternehmen, für das du gerne später ein Design oder eine Produktlösung entwickeln würdest?
Um ehrlich zu sein, mache ich mir im Moment keine großen Gedanken darüber. Ich denke, dass es sich im Laufe des Studiums ergeben wird und ich durch die Praktika entscheiden kann, welche Unternehmen und Bereiche mir am meisten gefallen.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich möchte auf jeden Fall ein erfolgreiches Bachelor und Master Studium hinter mir haben. Idealerweise sehe ich mich in einem Unternehmen, wo ich meine Ideen gut verwirklichen kann und erfolgreich sein kann. Ausserdem ist es mir auch sehr wichtig, dass ich mit einem guten Team zusammenarbeiten kann und wir uns gegenseitig unterstützen und ergänzen können.
Vielen Dank Paulina und weiterhin viel Erfolg!